Die Entstehung von „Tod am Lachsbach“

Am Anfang war der Wunsch. Der Wunsch, einmal ein Buch ganz allein zu machen. Von der ersten Idee über das erste Wort bis hin zum fertigen Buch, das – zumindest theoretisch – im Buchladen liegt und bei Amazon bestellt werden kann. Ein bisschen also, wie die ansonsten üblichen Männerwünsche: Haus bauen, Baum pflanzen und Kind zeugen.

In der Anfangsphase dachte ich: Wo soll da das Problem sein? Ich habe, mit lieben Freundinnen zusammen, schon mehr als ein Buch gemacht, die auch bei Publikumsverlagen verlegt wurden. Ich hatte ein, wenn auch nicht perfektes, Manuskript in der Schublade, beziehungsweise auf dem Rechner. Und ich hatte Zeit. Dachte ich zumindest.

Anfang September 2015 traf ich also die Entscheidung, das Buch bis zum 01. März fertig zu machen.

Das Manuskript war schnell ausgegraben und noch einmal gelesen. Ganz so misslungen wie ich befürchtet hatte war es gar nicht. Für die grundlegende Überarbeitung kalkulierte ich einen Zeitaufwand von etwa acht Wochen.

Ein paar Tage später stand ich am Bahnhof, um mich herum etwa zweihundert Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak und Afghanistan, die über meine Heimatstadt Flensburg nach Schweden reisen wollten und weder von der Bahn noch von den Behörden auch nur die geringste Unterstützung bekamen.

Während der nächsten Wochen baute ich zusammen mit hunderten anderen Helferinnen und Helfern ein Netzwerk auf, das bis zum Jahresende geschätzt 60.000 bis 80.000 Menschen auf diesem Transitweg unterstützte.

Das kostete nicht nur Kraft, sondern auch eine Menge Zeit. Erstaunlicherweise fiel mir die Überarbeitung meines Manuskriptes oft gar nicht so leicht, wie ich das erwartet hatte, wenn ich nach einem ganz normalen Arbeitstag und anschließender sechs- oder achtstündiger Hilfe am Bahnhof nach Hause kam.

Um eine lange Geschichte kurz zu machen: Die erste grundlegende Überarbeitung des Manuskriptes dauerte nicht vier sondern zehn Wochen.

Jetzt ging es darum, die Arbeitsweise zu ändern oder den Zeitplan. Ein frisch geschriebenes oder gerade überarbeitetes Manuskript ist bei mir noch viel zu präsent, als dass ich es sofort wieder „anfassen“ könnte. Ich vermute, dass sich da ein blinder Fleck aufbaut, der die nächste Überarbeitung unglaublich schwer macht, wenn er sie nicht ganz verhindert.

Die Entscheidung war daher einfach: Ich verschob meinen Zeitplan. Einen Teil der „verlorenen“ Zeit hoffte ich aufholen zu können, den Rest würde ich nach hinten verschieben. Neuer Fertigstellungstermin sollte der 1. April werden.

Nach einer angemessenen Wartezeit, in der zweiten Dezemberhälfte und Anfang Januar, ging ich erneut ans Manuskript.

Hatte ich in der ersten Überarbeitung vor allem die groben handwerklichen Fehler beseitigt, also den Plot von logischen Fehlern befreit und die Zeitabläufe konsistent gemacht, ging es jetzt an die Feinheiten.

Jetzt ging es darum, die Charaktere stimmig zu machen, früh versteckte Hinweise auf die Lösung einzubauen und die Stimme sowohl des Erzählers als auch der beteiligten Figuren durchgängig und glaubhaft auszuformulieren.

Das ursprüngliche Manuskript hatte etwa 200 Normseiten gehabt, die erste Überarbeitung hatte es auf mehr als 250 anschwellen lassen. Jetzt schrumpfte es wieder auf 220.

Als ich mit all dem fertig war, zeigte der Kalender fast schon Mitte Februar. Eigentlich wäre jetzt wieder eine Pause angesagt, bevor der Feinschliff, dass Korrekturlesen anfangen würde. Ich beschloss, diese Pause mit den notwendigen Arbeiten zu füllen.

Über das Layout, das Aussehen, eines Buches hatte ich mir noch nie Gedanken gemacht. Eine erste schnelle Recherche ergab, dass das auch von dem Dienstleister abhängt, bei dem das Buch am Ende gedruckt werden soll. Jeder dieser Dienstleister bietet andere Buchformate an und das Layout ist natürlich bei einer Größe von 12 mal 19 Zentimeter ein ganz anderes als bei 10 mal 16 Zentimetern.

Die Auswahl des Dienstleisters wollte ich aber nicht allein von den angebotenen Formaten abhängig machen. Hier werden auch die Preise und vor allem die Bedingungen wichtig. Wie teuer ist das einzelne Buch für mich, wie bringt die Firma das Buch anschließend zu welchem Preis in die Buchhandlung und ins Internet? Welche Preisstaffeln gibt es bei höheren Auflagen? Wie lange gebe ich die Rechte für mein Buch aus der Hand? Was ist mit Produktion und Vertrieb eines E-Books?

All diese Fragen, für die ich maximal einen Tag angesetzt hatte, nahmen mich mehr als eine ganze Woche in Anspruch. Aber das war Zeit, die ich als gut angelegt ansehe. Was nützt das beste Buch, das noch so gut geschrieben ist, wenn niemand es zu sehen bekommt? Oder wenn es äußerlich so unprofessionell ist, dass niemand es lesen möchte?

Entschieden habe ich mich dann für den Dienstleister „epubli“ in Berlin und bei der Bestellung des ersten Exemplars merkte ich, wie sinnvoll die Vorgehensweise insgesamt war. Jetzt stand nämlich der nächste Überarbeitungsgang an, der sich mit einem „richtigen“ Buch in der Hand viel einfacher gestaltete, als am Bildschirm oder mit ausgedruckten Manuskriptseiten.

Parallel dazu kam die Covergestaltung und die weitere Recherche über das Marketing.

Von Anfang an hatte ich nicht das Ziel, mit dem Buch viel Geld zu verdienen oder einen Riesenerfolg zu landen. Mein Ziel war es, das Ganze selbst zu machen. Unterstützung habe ich bei allen Schritten gerne angenommen, die Angebote, mir etwas abzunehmen aber immer, freundlich und trotzdem bestimmt, abgelehnt.

Nachdem ich mich also in das Thema Covergestaltung eingearbeitet, etwas über Typografie und Buchdesign gelernt und eine Menge über Vertriebs- und Marketingwege gelesen hatte stand jetzt ein ganz neues Thema auf der Agenda. Eine Internetseite zu gestalten. Das Ergebnis sehen Sie gerade.

Nun ist das kein neues Gebiet für mich, aber ich bin so lange damit nicht mehr beschäftigt gewesen, dass ich es quasi neu lernen musste.

Dazu kamen noch so interessante Themen wie Erstellung eines E-Books oder die Bedingungen der Vergütung durch die VG-Wort bei Texten im Internet, Und: ist eigentlich eine Gewerbeanmeldung zwingend notwendig, wenn man seine eigenen Bücher nicht nur an Freunde und Bekannte sondern auch an Buchhandlungen verkaufen will? Sie ist es nicht, aber auch das herauszufinden dauerte ein paar Tage.

Irgendwann im Mai war dann beinahe alles fertig. Das Buch in der Endfassung druckreif, die ISBN beantragt und zugeteilt, das E-Book kurz vor dem Abschluss, die Internetseite von der Struktur her komplett, nur ein paar Inhalte fehlen noch, die Facebook-Fanpage aufgesetzt. Und dieser Artikel geschrieben.

Und jetzt entsteht im Hinterkopf doch noch ein ganz abwegiger Gedanke. Was ist eigentlich mit einem Hörbuch? Kann man das vielleicht auch selbst machen? Ich muss mal drüber nachdenken.